1200 Anhänger des 1. FC Köln fanden sich am Mittwochabend im Coloneum in Ossendorf ein, um den Austausch mit Vorstand und Geschäftsführung zu suchen und Antworten auf ihre Fragen zu erhalten.
Mitgliederstammtisch des 1. FC KölnChristian Keller spricht über Rücktrittsangebot – weitere Personalie angekündigt
Der 1. FC Köln hat am Mittwochabend eine weitere Ausgabe des „Mitglieder-Stammtischs“ veranstaltet. Rund 1200 Anhänger des Klubs fanden sich in den MMC-Studios in Ossendorf ein, um mit Geschäftsführung und Vorstand den Austausch zu suchen. Erneut half Moderator Jan Henkel der FC-Spitze durch den Abend, schon bei der Ausgabe im Januar hatte sich der Moderator bewährt.
Inhaltlich hofften die Fans auf Antworten, um das umfassende Debakel des vergangenen Halbjahres verstehen zu können. Der Abend wurde in drei Abschnitte aufgeteilt. Zunächst ging es um das Gutachten, das erklären soll, wer verantwortlich ist für die Transfersperre.
1. FC Köln: Werner Wolf entschuldigt sich bei Fans – Fans murren über Christian Keller
Im zweiten Abschnitt war die sportliche Situation Thema, ehe es zum Abschluss um die wirtschaftliche Situation ging – und die Klubspitze einen Ausblick auf die Zukunft wagte. „Wir sind heute hier, um Rechenschaft abzulegen“, sagte Präsident Werner Wolf zur Begrüßung: „Wir werden ohne Wenn und Aber Stellung beziehen.“
Alles zum Thema Christian Keller
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Wolf erinnerte an den Ausspruch eines Mitglieds von der Veranstaltung im Januar. „Sie beleidigen unsere Intelligenz“, hatte der Mann gesagt, als die Aussagen der FC-Führung allzu ausweichend geraten waren. „Wenn dieser Eindruck entstanden ist, tut mir das leid“, sagte Wolf und bekam Applaus.
Geschäftsführer Christian Keller bedankte sich für die Unterstützung der Mannschaft, „obwohl die Leistungen das nicht hergegeben haben“. Schon früh zeigte sich aber, dass viele Anhänger nicht bereit waren, allzu rasch zu verzeihen. Keller erklärte, er wolle „eine Basis schaffen, um nach vorne zu schauen“. Doch viele Fans murrten, zunächst wollten sie die jüngere Vergangenheit abhandeln.
Jaka Potocnik: 1. FC Köln gesteht Fehler ein – Klubführung erklärt Vorgehen mit Olimpija Ljubljana
Entscheidende Neuigkeiten gab es nicht. Stattdessen wiederholten die Verantwortlichen vieles von dem, was sie bereits in der Klub-intern produzierten Podcast-Serie „FC-Inside“ kundgetan hatten. Die Lösung im Fall Jaka Potocnik wäre gewesen, den Spieler gar nicht erst unter Vertrag zu nehmen – oder sich mit den Investoren des slowenischen Klubs zu einigen, fasste Vizepräsident Carsten Wettich zusammen. Allerdings habe Olimpija Ljubljana auf 2,5 Millionen Euro für den damals 16-jährigen Stürmer beharrt. Darauf habe man sich nicht einlassen können.
Ljubljana weist diese Darstellung zurück. Allein mit Blick auf die Kölner Finanzlage habe man im Sommer 2022 keine 2,5 Millionen gefordert. Das zitierte Angebot von Dinamo Zagreb, das die Kölner als „Fälschung“ bezeichnen, ohne je dafür Belege geliefert zu haben, sei als Marktsignal zu verstehen gewesen, um in Verhandlungen einzusteigen. Erst nach verlorener erster Instanz hatte der FC eine Einigung versucht, die unter dubiosen Umständen noch geplatzt war.
Potocnik war nach einem Beschluss der Geschäftsführer Alexander Wehrle und Philipp Türoff verpflichtet worden. Das juristische Gutachten sei zu dem Schluss gekommen, beim Vorgehen der Geschäftsführer habe es sich um „leichte Pflichtverletzungen“ gehandelt. Schadensersatzansprüche, die aus der Pflichtverletzung entstanden sein könnten, gebe es nicht.
Gerhard Struber soll 1. FC Köln zurück in die Bundesliga führen – Christian Keller spricht über Rücktritt
Einzige personelle Konsequenz der Potocnik-Affäre war die Trennung von Vorstandsberater Jörg Jakobs, der die Verpflichtung vorangetrieben hatte. Der FC sieht sich auch als Opfer der Fifa, die ein Exempel habe statuieren wollen. Potocniks Mutter hatte den Vertrag ihres Sohnes bei Olimpija gekündigt, weil mündliche Absprachen nicht eingehalten worden seien.
Das Fifa-Tribunal hatte entschieden, dass die Nicht-Einhaltung solcher Absprachen keinen Grund darstellte, einen Vertrag einseitig zu kündigen. Denn die schriftlich festgehaltenen Vertragsinhalte hatte Ljubljana erfüllt – in der Fifa-Welt geht es entscheidend darum, dass jeder sein Geld bekommt.
Die sportliche Seite stellte Christian Keller einmal mehr detailliert dar. Dem Kölner Sportchef half dabei, dass er mit der Verpflichtung des neuen Trainers Gerhard Struber sowie zuletzt mehrerer positiver Kaderentscheidungen dafür gesorgt hat, dass der Blick vieler FC-Fans bereits wieder nach vorn gerichtet ist.
Dennoch gab es Forderungen nach Kellers Rücktritt. Den habe er bereits angeboten, deutete der 45-Jährige an: „Ich habe schon vor Wochen dem zuständigen Aufsichtsgremium gesagt: Wenn es dem FC hilft, dann gehe ich“, hob Keller an. Doch Werner Wolf ging sofort dazwischen: „Das Aufsichtsgremium hat das abgelehnt.“
Transfers beim 1. FC Köln: Christian Keller kündigt weitere Personalie an
Keller stellte weitere Erfolge in Aussicht. Nachdem er bereits Eric Martel, Jan Thielmann und Timo Hübers davon überzeugt hatte, ihre Ausstiegsklauseln nicht zu aktivieren, sagte der Sportchef, am Donnerstag werde der Verein einen weiteren Spieler verkünden.
Denkbar wäre, dass Kapitän Florian Kainz dem Klub erhalten bleibt, schließlich hatten die Kölner Verantwortlichen zuletzt viel Kontakt mit dem Berater des Spielers. Denn Thomas Böhm betreut nicht nur den österreichischen Nationalspieler. Sondern auch dessen neuen Klubtrainer Gerhard Struber. Der Verein habe sich nicht finanziell ruinieren müssen, um die Spieler zum Bleiben zu bewegen. „Das war ein überschaubares Bonbon“, versprach Keller.
Neben Kainz verfügt auch Linton Maina über eine Ausstiegsklausel, auch der Flügelspieler hat sich bislang noch nicht öffentlich zu seiner Zukunft bekannt. Weniger aussichtsreich gestaltet sich die Lage bei Luca Waldschmidt. Die Kölner Kaufoption auf den Offensivspieler, der in der vergangenen Rückrunde durch einen Wadenbeinbruch nachhaltig gebremst wurde, ist ausgelaufen.
Luca Waldschmidt: 1. FC Köln hat geringe Hoffnung auf Verbleib
Beim VfL Wolfsburg verdient Waldschmidt ein im Vergleich zu den Kölner Möglichkeiten außergewöhnliches Gehalt. Die Wolfsburger müssten den Spieler also auszahlen, damit der es sich leisten könnte, für den 1. FC Köln zu spielen. Vizepräsident Eckhard Sauren erklärte, die "Tür zu Luca Waldschmidt ist noch nicht komplett zu".
Davie Selke wisse, dass „wir ihn unbedingt halten wollen“, erwähnte Keller noch. Dem Stürmer liege ein Angebot vor, „jetzt müssen wir schauen, wie er sich entscheidet“.