Eigentlich steht Köln gut da derzeit – wären da nicht die Unsicherheiten bei Lufthansa und Ford. Doch wo steht Köln wirtschaftlich? Eine Einordnung.
WirtschaftsstandortWo Köln boomt und wo die Stadt an Bedeutung verliert
Der Kölner Arbeitsmarkt verzeichnet einen Beschäftigungsrekord. Neue Zahlen der Bundesagentur für Arbeit für das Jahr 2022 weisen mehr als 600 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftige in Köln aus – so viel wie noch nie zuvor. Auch die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zu 2021 um acht Prozent. Der Kölner Arbeitsmarkt hat die Folgen der Corona-Pandemie weitgehend überwunden, besonders im Dienstleistungs- und Gastronomiesektor sind wieder deutlich mehr Menschen beschäftigt.
Der Aufschwung macht sich auch in der Tourismusbranche bemerkbar. 2022 hat es 5,6 Millionen Übernachtungen in Köln gegeben, das sind 85 Prozent des Vorkrisenniveaus. Nur München hat sich schneller erholt.
Ford baut neues E-Auto in Köln – und baut Stellen in Merkenich ab
Bundesweit Schlagzeilen machte in diesen Tagen Ford: Der US-Autobauer eröffnete in Köln sein neues Werk für Elektroautos, Bundeskanzler Olaf Scholz reiste an. Der Konzern investiert zwei Milliarden Dollar, um aus Köln heraus zwei E-Automodelle auf den europäischen Markt zu bringen. Ein klares Bekenntnis zur Stadt. Die Ford-Belegschaft ist allerdings trotzdem angespannt. Denn der Konzern hatte im Januar einen Stellenabbau in ihrem Entwicklungszentrum in Merkenich angekündigt.
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Zudem wird im Frühjahr bekannt, dass die Lufthansa überlegt, ihren rechtlichen Sitz aus Köln abzuziehen und nach Frankfurt oder München zu verlegen. Beides hat enorme Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Köln. Im Falle von Ford verliert der Standort an Bedeutung, wenn die Entwicklung der Autos von morgen nicht mehr in Köln stattfindet, sondern in die USA verlagert wird. Im Falle der Lufthansa verlöre die Stadt, ohnehin nicht reich an börsennotierten Unternehmen, ein Gründungsmitglied des Dax.
Wirtschaftsverbände fordern Bekenntnis der Stadt zur Industrie
Wirtschaftsverbände wie die Arbeitgeber Köln, der DGB, die IHK und die Handwerkskammer beklagten den Umgang der Stadt mit den wirtschaftlichen Akteuren. „Wir erwarten ein klares Bekenntnis der Stadt zur Industrie. Wenn die abwandert, beraubt sich die Stadt ihrer wirtschaftlichen Grundlage“, sagte Dirk Wasmuth, Geschäftsführer der Arbeitgeber Köln, im März. (awe)
Tendenz: neutral