Köln – Eine 28 Jahre alte Frau und ihr per Notkaiserschnitt geborenes Baby sind nach der Einnahme eines vergifteten Arzneimittels aus der Heilig-Geist-Apotheke in Köln-Longerich gestorben. Bei dem Medikament handelt es sich um ein Glukosegemisch, das zur Feststellung von Schwangerschaftsdiabetes verabreicht wird.
Alle Informationen zum Fall im Newsblog.
- Freitag, 11. Oktober
Apotheken dürfen wieder öffnen
Nach dem Tod der jungen Mutter und ihres Babys durch vergiftete Glukose aus einer Kölner Apotheke dürfen die drei Apotheken des Betreibers wieder öffnen. Die Herstellung eigener Arzneimittel bleibe aber weiterhin untersagt, wie das Gesundheitsministerium in Abstimmung mit der Stadt Köln am Freitag mitteilte. Die Herstellung bleibe untersagt, bis Maßnahmen eingeführt seien, die eine solche Verunreinigung in Zukunft ausschlössen.
„Mein Mandant und seine Teams sind froh, dass die Schließung aufgehoben wurde und sie ab heute wieder für Ihre Kunden da sein werden“, sagte Morton Douglas, Rechtsanwalt des Apothekeninhabers dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Da dies nun sehr schnell ging, ist die Konzentration zunächst darauf gerichtet, hier möglichst schnell wieder Normalität einkehren zu lassen, soweit dies möglich ist.“
Zuvor waren die Apotheken aus Sicherheitsgründen vorläufig geschlossen worden und hatten nur noch Pflegeheime beliefern dürfen.
Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Apotheken-Mitarbeiter
Nach dem Tod einer Frau und ihres Babys wegen vergifteter Glukose ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft gegen zwei Mitarbeiter der betroffenen Apotheke wegen fahrlässiger Tötung. Das bestätigte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Freitag. Nach aktuellem Ermittlungsstand liege die Annahme nahe, dass es sich bei der Verunreinigung der Glukose mit dem Narkosemittel Lidocainhydrochlorid um eine Verwechslung gehandelt habe.
Ein Gefäß mit dem Narkosemittel in der Apotheke entspreche in „Größe, Gestalt, Farbgebung und Herstellerbezeichnungen“ dem Gefäß mit Glukose, in dem die toxische Substanz festgestellt wurde. Anhaltspunkte, dass das Lidocainhydrochlorid vorsätzlich in die Glukose gelangt wäre, habe man nicht, so Bremer.
Weiter gebe es keine Hinweise darauf, dass verunreinigte Glukose in anderen Apotheken des Inhabers verkauft wurde. Zwei weitere Apotheken waren im Zuge der Ermittlungen geschlossen worden. Ob und wenn ja, wann diese nun wieder geöffnet werden, ist noch nicht klar. Bremer: „Wir haben alle Informationen an die entsprechenden Stellen weitergeleitet.“
- Freitag, 4. Oktober
Stadt Köln will Apotheken nicht öffnen
Die Stadt will den drei Apotheken, die von der Bezirksregierung nach zwei Todesfällen geschlossen wurden, auch weiterhin den Betrieb untersagen. „Solange die Umstände darüber nicht bekannt sind, wie die toxische Substanz in die Glukose kam, bleibt die Verfügung aufrechterhalten“, sagte eine Stadtsprecherin. Sie äußerte sich auch zu möglichen Lieferungen der Glukose-Päckchen an andere Apotheken.
- Mittwoch, 2. Oktober
Kommentar: Die Klage des Kölner Apothekers ist unberechtigt
Nach dem Tod einer Frau und ihres neugeborenen Kindes sind zunächst eine, dann drei Apotheken in Köln geschlossen worden, die von einem Apotheker betrieben werden. Der Apotheker will nun, dass seine Filialen schnell wieder geöffnet werden und argumentiert laut Gericht, dass die behördliche Schließung existenzvernichtend sei. Darüber hinaus stehe noch nicht zweifelsfrei fest, ob die Glukose aus seiner Apotheke für die beiden Todesfälle verantwortlich sei. Damit aber verkennt er den Ernst der Lage völlig, kommentiert unser Autor. Den kompletten Kommentar lesen Sie hier (mit KStAPLUS).
Kölner Apotheke: Toxische Substanz in weiterem Glukose-Tütchen festgestellt
Nach zwei Todesfällen durch ein vergiftetes Glukose-Präparat aus einer Apotheke in Köln-Longerich wurde in einer weiteren Glukose-Abmischung eine toxische Substanz festgestellt. Das hat die Staatsanwaltschaft Köln am Mittwoch bekanntgegeben.
Das Tütchen war von einer Patientin nach der Berichterstattung über die Todesfälle abgegeben und von der Rechtsmedizin der Universität Köln untersucht worden. Den Ergebnissen nach war der Grad der toxischen Verunreinigung in dieser Abfüllung offenbar so gering, dass er nicht gesundheitsschädigend gewesen wäre. Weitere Personen haben sich auf den Aufruf bisher nicht gemeldet.
Kölner Apotheken-Betreiber klagt auf Wiedereröffnung
Der Betreiber der drei Kölner Apotheken, die nach zwei Todesfällen durch vergiftete Glukose geschlossen wurden, klagt auf Wiedereröffnung. Das haben das Verwaltungsgericht Köln und der Rechtsanwalt des Apothekers auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigt.
Der Inhaber der Heilig-Geist-Apotheke in Longerich, der Apotheke am Bilderstöckchen und der Contzen-Apotheke im selben Stadtteil hat beim Verwaltungsgericht eine einstweilige Verfügung gegen die Stadt Köln beantragt.
- Dienstag, 1. Oktober:
Stadt weist Fehler im Glukose-Fall zurück
In einer Sondersitzung des Gesundheitsausschusses lautete am Dienstag die Kernfrage: Hat das Gesundheitsamt richtig gehandelt? Hätte es die Bevölkerung schneller warnen müssen? Die Stadt weist Fehler von sich. Dennoch hakte es in der stadtinternen Informationskette: Nicht das Gesundheitsamt, sondern die Polizei informierte das städtische Presseamt über den Vorfall.
- Montag, 30. September
Vergiftetes Pulver möglicherweise auch in Bilderstöckchen ausgeliefert
Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, könnten auch Kundinnen der anderen beiden Apotheken desselben Inhabers Glukosepulver erhalten haben, das in der Heilig-Geist-Apotheke abgefüllt wurde. Eine Stadtsprecherin bestätigte am Dienstag, dass die Glukose dort portioniert und dann an die beiden anderen Betriebe geliefert wurde. Alle Infos dazu finden Sie hier (mit KStAPLUS).
- Freitag, 27. September:
Geschlossene Apotheken versorgen weiter Pflegeheime
Die von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann angeordnete Schließung von drei Apotheken im Zusammenhang mit dem Ermittlungen um vergiftete Glukoselösungen hat Folgen.
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Nach Auskunft des NRW-Ministeriums versorgten die Apotheken bislang auch Pflegeheime mit Medikamenten. Die Mitarbeiter des städtischen Gesundheitsamtes sind daher hinter den Kulissen damit beschäftigt, einen Versorgungsnotstand zu verhindern. Für viele der in Heimen lebenden Menschen sind die Medikamente, die sie täglich einnehmen müssen, lebenswichtig.
Kommentar: Das Gesundheitsamt handelte grob fahrlässig
Nach dem Tod einer Mutter und ihres Säuglings nach der Einnahme eines Glukosegemischs in einer Kölner Apotheke hat die Stadt Köln im Umgang mit den Todesfällen vieles richtig gemacht und die Bevölkerung am Montag gewarnt. Allerdings muss sich dem Gesundheitsamt ein Vorwurf gemacht werden, kommentiert unser Lokalchef Christian Hümmeler. Den gesamten Kommentar lesen Sie hier (mit KStAPLUS).
- Donnerstag, 26. September
Was wir über den Fall bislang wissen
In den vergangenen Tagen haben sich die Ereignisse rund um das tödliche Glukosegemisch aus einer Kölner Apotheke überschlagen. Wir haben hier noch einmal die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Fall für Sie aufbereitet.
Kölner Stadtspitze erfuhr erst spät von Schließung
Nach dem Tod der Mutter und ihres Säuglings am Donnerstag vergangener Woche erfuhr die Öffentlichkeit am Montag von dem Fall und wurde davor gewarnt, das Präparat aus der betroffenen Apotheke zu sich zu nehmen.
Auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker wurde nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erst am Montag über den dramatischen Fall informiert. Die Infos bleiben in der Sachgebietsleitung des Gesundheitsamts hängen. Alle Infos dazu finden Sie hier. Alle Hintergründe zum Umgang der Kölner Stadtpolitik mit dem Fall lesen Sie hier. (mit KStAPLUS).
NRW-Gesundheitsminister Laumann verteidigt Schließung
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat die Schließung von drei Kölner Apotheken im Zusammenhang mit dem Skandal um vergiftete Glukoselösungen verteidigt. Der CDU-Politiker sagte in Düsseldorf, die Maßnahme diene dem vorbeugenden Gesundheitsschutz der Bevölkerung und sei „unumgänglich“ gewesen. Schließlich hätten alle Mitarbeiter des Apothekenverbunds zu allen Geschäften Zutritt gehabt.
Opferschutzbeauftragte soll Geschädigten helfen
Nach den beiden Todesfällen durch eine vergiftete Glukose-Mischung aus einer Apotheke in Köln-Longerich soll die nordrhein-westfälische Opferschutzbeauftragte den Geschädigten helfen. Das kündigte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Donnerstag in Düsseldorf an. Vor allem, wenn man selbst Kinder habe, mache ein solches Drama sehr betroffen, sagte Laschet, der drei erwachsene Kinder hat.
Behörden schließen drei Apotheken
Nach zwei Todesfällen haben die Behörden die sofortige Schließung von drei Apotheken in Köln angeordnet. Es gehe um den vorbeugenden Gesundheitsschutz der Bevölkerung während der laufenden Ermittlungen, sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums am Donnerstag.
- Mittwoch, 25. September
Kölner Apotheke: Weitere Frau gibt Tütchen mit Glukosepulver ab
Am Dienstag hat eine Frau ein Tütchen mit Glukose-Pulver, das sie in der Heilig-Geist-Apotheke in Longerich bekommen hatte, bei einer Polizeiwache abgegeben. Dies bestätigte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer auf Anfrage des Express: „Die Frau war von der gynäkologischen Praxis angerufen worden, wo man offenbar gewusst hat, dass sie in der Heilig-Geist-Apotheke das Glukose-Präparat erhalten hat“, so Bremer.
„Die Patientin wurde aufgefordert, das Präparat auf keinen Fall einzunehmen, sondern das Tütchen zur Polizei zu bringen.“ Der Inhalt dieses Tütchens werde nun von der Rechtsmedizin untersucht. Unterdessen hat das Gesundheitsamt dem Inhaber untersagt, auch in zwei anderen Kölner Apotheken, die ihm gehören, bis auf weiteres selbst produzierte oder selbst abgefüllte Medikamente zu verkaufen.
Auch Säugling starb an Organversagen
Nach dem Tod durch eine vergiftete Arznei aus einer Apotheke in Köln-Longerich ist nach der Mutter auch das tote Baby obduziert worden. „Auch der Säugling ist an multiplem Organversagen gestorben“, sagte Staatsanwalt Ulrich Bremer am Mittwoch. Die gleiche Todesursache hatten die Ermittler bereits für die Mutter des Babys bekannt gegeben.
- Dienstag, 24. September
Gift in Kölner Apotheke: Chronologie der Ereignisse
Die Gründe für den tragischen Todesfall durch ein vergiftetes Glukosegemisch in einer Kölner Apotheke sind nach wie vor völlig unklar. Die Chronologie einer Woche in der sich die Ereignisse überschlagen haben, finden Sie hier.
Chef des Apothekerverbands im Interview
Thomas Preis, Vorsitzender der Apothekerverbände Nordrhein und Köln, erklärt im Interview, welche Vorschriften es bei der Herstellung von Arzneimitteln in Apotheken gibt und wie streng sie kontrolliert werden. Das gesamte Interview lesen Sie hier (mit KStAPLUS)
Toxisches Narkosemittel tötete Mutter und Kind
Die 28-jährige Kölnerin und ihr per Notkaiserschnitt geborenes Baby sind offenbar an einer Dosis Traubenzucker gestorben, die mit einer giftigen Substanz versetzt war.
In der Heilig-Geist-Apotheke in Longerich, wo die Frau den Traubenzucker gekauft haben soll, hat die Polizei einen Glukosebehälter gefunden, in dem der laut Staatsanwaltschaft „toxische Stoff“ nachgewiesen werden konnte. „Er hatte in der Glukose absolut nichts zu suchen“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer.
Verunsicherung in Kölner Praxen
Nach dem Tod der 28-jährigen Frau und ihres Babys sind Schwangere in Köln verunsichert. Eine Kölner Gynäkologin berichtet uns von ihren Erfahrungen und erklärt, wie der Schwangerschafts-Routinetest abläuft. Weitere Infos gibt es hier (mit KStAPLUS).
Polizei und Stadt Köln warnen vor möglichen weiteren verunreinigten Tests
Nach dem Fall der gestorbenen 28-Jährigen und ihres Babys ist es nach Angaben der Polizei und Stadt Köln nicht ausgeschlossen, dass in der Heilig-Geist-Apotheke noch weitere verunreinigte Medikamente herausgegeben wurden. „Wer entsprechende Präparate in seinem Besitz hat, wird dringend aufgefordert, diese bei der nächsten Polizeiwache abzugeben“, teilte die Polizei mit.
- Montag, 23. September
Frau und Baby sterben nach Einnahme eines Arzneimittels
Eine 28 Jahre alte Frau und ihr per Notkaiserschnitt geborenes Baby sind in der vergangenen Woche nach der Einnahme eines Arzneimittels aus einer Kölner Apotheke gestorben. Die 28-Jährige hat im Rahmen der Schwangerschaft ein Glukosegemisch eingenommen, das in der Heilig-Geist-Apotheke im Stadtteil Longerich hergestellt worden war. Daraufhin verschlechterte sich der Gesundheitszustand der Frau rapide. Die 28-Jährige und ihr Baby überlebten nicht. Bei einer weiteren Patientin, die das gleiche Gemisch einnahm, traten ebenfalls Komplikationen auf. Sie brach die Einnahme ab und überlebte.